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Wir waren nicht für die gequirlte Müslischeiße

Interview mit Erik Heier im tip Berlin vom 29.10. 2020

tip Berlin Interview Erik Heier

West-Berlin war damals Front-Stadt – in jeder Hinsicht. Die Konflikte lagen offen.

MUNK Das dritte Haus liegt an der Mauer. Die Besetzer laufen immer auf die Mauer zu. Das ist ein Gefühl, das klärt und hart macht.
BUDE Es war ein zum Abriss bestimmter Stadtteil. Wir kannten ja die Pläne von der Autobahn, die da durchgehen sollte. Die Arbeiter sind ins Märkische Viertel vertrieben worden. Was blieb übrig? Die Türken und wir.

Als was fühlten Sie sich selbst damals eigentlich? Als Avantgarde?

MUNK Man fühlte sich selbst wie eine Figur in einem großen Theaterstück. Wie jemand, der sofort etwas schaffen könnte.
WIELAND Und es würde gelingen. Wenn David Bowie im Anderen Ufer saß, hat man natürlich geguckt. Aber nicht gedacht: Wie komme ich an den ran? Bowie hatte es schon weiter gebracht, aber man glaubte daran, man würde auch seinen Punkt machen. Es gab ein großes Vertrauen in die Zukunft.

Aber Ihre Parole hieß doch „No future“.

WIELAND No future hieß ja: Die Vergangenheit ignorieren wir, und die Gegenwart nehmen wir uns jetzt. No future war positiv! Die Besetzerinnen in AUFPRALL wollen, dass Kunst, Leben und Intellekt zusammengehen.