Interview Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland in der Freitag vom 15. Oktober 2020 mit Ute Cohen
Ute Cohen: Luises Zeichnungen sind „wie PunkTöne und PogoTanzen“. Furcht und Distanz gibt es nicht. Herrscht heute nicht das Gegenteil vor und wie zeigt sich das in der Kunst?
Munk: In der Kunst zeigt sich das, indem man sich in der Praxis immer an Themen und Linien abarbeitet. Das war damals sehr viel freier. Es gab zwar eine große Ratlosigkeit, aber auch eine große Kreativität. In Berlin landete man im „Laden für nichts“, wo nie eine Preisliste auslag, während man im Rheinland sehr viel mehr auf den finanziellen Erfolg hinarbeitete.
Wieland: Das Leben knallte an einen heran. Die Zeichnungen im Buch stammen aus einer politisierten Zeit, nach der man sich heute sehnt. Das ist natürlich keine Politkunst, aber gezeigt wird eine Gruppe, in der die Kunst im Leben passierte. Das Kollaborative war nicht Programm, sondern Wirklichkeit. Das haben wir mit der geteilten Autorschaft des Romans fortgeführt.
Bude: Die Kunst will heute kritische Praxis stiften. Die Kunst, die Luise machte, war aus der kritischen Praxis entstanden.